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Zielgerichtet investieren: Mit dem GBI-Framework finanzielle Ziele erreichen

Die meisten Investoren verwalten ihr Vermögen langfristig, um die Rendite für das Risiko, das sie bereit sind einzugehen, zu maximieren. Aber was, wenn Sie ein finanzielles Ziel haben, das Sie bis zu einem bestimmten, vielleicht nicht allzu weit entfernten Zeitpunkt erreichen möchten? Um diese Frage zu beantworten, startete die MBaer Merchant Bank das Projekt "Goal-Based Investing für die Altersvorsorge" in Zusammenarbeit mit Dr. Marcus Wunsch von der ZHAW. Die finanzielle Unterstützung von Innosuisse, der Schweizerischen Agentur für Innovationsförderung, wird dankend anerkannt.

Dr. Francesco Mandalà (MBaer Chief Investment Officer)

Dr. Marcus Wunsch (ZHAW Senior Lecturer)

Die meisten von uns haben Ziele im Leben: Abnehmen, die nächste Beförderung erhalten, die grosse Liebe heiraten, in ferne Ecken der Welt reisen. Doch wenn es um Investitionen geht, fragen Banken in der Regel nicht nach Ihren finanziellen Zielen. Stattdessen ermitteln sie Ihre Risikopräferenzen (in Bezug auf "Volatilität") und schlagen dann ein Portfolio vor, das theoretisch maximale Renditen erzielt und Ihnen gleichzeitig eine ruhige Nachtruhe ermöglicht.

 

Wie können die finanziellen Ziele der Kunden in den Investitionsprozess integriert werden? Es stellt sich heraus, dass wir das Rad dafür nicht neu erfinden müssen. Um die Jahrtausendwende [1]leisteten Sid Browne (1999) sowie Föllmer & Leukert (2000) bahnbrechende Arbeit zum Goal-Based Investing (GBI). Neuere Beiträge nutzen maschinelle Lerntechniken, siehe zum Beispiel Krabichler & Wunsch (2024). Diese GBI-Ansätze allokieren das Vermögen dynamisch und systematisch zwischen einem risikobehafteten Vermögenswert und einer nicht ausfallbaren Anleihe. Wenn beispielsweise das finanzielle Ziel leicht zu erreichen ist, aber noch viel Zeit bleibt, wird GBI die Allokation in den risikobehafteten Vermögenswert reduzieren und entsprechend die Allokation in die nicht ausfallbare Anleihe erhöhen.

 

Da jedes Aktienportfolio als risikobehafteter Vermögenswert betrachtet werden kann, kann GBI in den Investitionsprozess integriert werden, indem die Vermögensallokationen zwischen dem Portfolio des Kunden und einer geeigneten, nicht ausfallbaren Anleihe je nach dem aktuellen Finanzierungsstatus (AFS) des finanziellen Ziels verschoben werden[2]. Ein entscheidendes Element zur Berechnung des AFS sind die Inflationserwartungen, die besonders wichtig und schwierig sind, je weiter das Ziel in der Zukunft liegt. Die Schätzung des zukünftigen Inflationsrisikos ist eine heikle Übung, die sowohl makroökonomische als auch quantitative Expertise erfordert. Offensichtlich braucht der Investitionsprozess für GBI eine enge Beziehung zwischen dem Kunden und ihrem Vermögensverwalter. Sollte der AFS unter ein kritisches Niveau fallen, das im Wesentlichen die Wahrscheinlichkeit, das beabsichtigte finanzielle Ziel zu erreichen, zunichtemacht, beispielsweise aufgrund eines plötzlichen Marktcrashs, müssen sowohl der Kunde als auch der Vermögensverwalter besprechen, ob das finanzielle Ziel reduziert oder zusätzliches Kapital in das Portfolio eingespeist werden soll. Wichtig ist auch, dass das GBI-Paradigma modifiziert werden kann, um systematisch passive Benchmarks um einen bestimmten Prozentsatz zu übertreffen.

 

Ein anschauliches Beispiel: Nehmen wir an, Sie möchten in fünf Jahren CHF 130’000 haben, um die Studiengebühren Ihres Kindes zu finanzieren. Sie wollen nicht mit der Zukunft der Ausbildung Ihres Kindes spielen, daher nehmen Sie im Sinne des Goal-Based Investing nur so viel Risiko, wie nötig ist. Derzeit können Sie Schweizer Franken beiseitelegen. Sie entscheiden, Ihr investiertes Geld mit dem in CHF abgesicherten S&P 500 Aktienindex und einer nicht ausfallbaren Anleihe mit 1,5 % Rendite zu verwalten. Was ist die beste dynamische Allokationsstrategie, um Ihr Ziel zu erreichen? GBI bietet eine transparente und systematische Lösung, die darauf abzielt, die Wahrscheinlichkeit, dieses finanzielle Ziel zu erreichen, zu maximieren. In Abbildung 1 illustrieren wir diese Strategie in einem Backtest, der den Zeitraum von Januar 2013 bis Dezember 2018 abdeckt, unter der Annahme eines Anfangskapitals von CHF 100’000.

 

Bild1

 

Abbildung 1: Goal-Based Investing (GBI) versus Buy-and-Hold.

Datenquelle: Berechnungen der Autoren basierend auf Bloomberg-Daten

 

Offensichtlich funktionierte GBI für diesen Zeitraum perfekt. Während Buy-and-Hold bis Oktober 2018 GBI übertraf, litt es unter den Marktturbulenzen, die danach begannen, und verfehlte letztendlich das beabsichtigte Ziel. GBI hingegen erreichte das Ziel, indem es Mitte 2017 risikoavers wurde. Wichtig ist, dass die vorübergehende Überperformance der Buy-and-Hold-Strategie durch das Eingehen eines zu hohen Risikos erzielt wurde, d. h. eines Risikos, das über dem Niveau der Strategie lag, die die Wahrscheinlichkeit der Zielerreichung maximiert.

 

Um sicher zu gehen, kann auch GBI nicht garantieren, dass ein finanzielles Ziel erreicht wird – die optimale Zielerreichungswahrscheinlichkeit könnte immer noch sehr gering sein, z. B. aufgrund eines unzureichenden anfänglichen Finanzierungsstatus. Dennoch bietet GBI eine solide mathematische Grundlage und wertvolle Hinweise zur dynamischen Vermögensallokation.

 

Als nächster Schritt planen wir, Investitionslösungen und Altersvorsorgelösungen für unsere Kunden zu entwickeln und anzubieten, indem wir das Goal-Based Investing Paradigma anwenden.

 

 Die Autoren möchten Herrn Mike Baer für seine Ermutigung und Unterstützung des Projekts sowie Dr. Arun Muralidhar und Dr. Alberto Desirelli für hilfreiche Diskussionen und detaillierte Kommentare danken.

[1] Das klingt nach einer ganzen Weile her, aber denken Sie daran, dass die moderne Portfoliotheorie aus dem Jahr 1952 stammt und immer noch von vielen Vermögensverwaltern verwendet wird.

[2] Wir definieren den aktuellen Finanzierungsstatus (AFS) des finanziellen Ziels als den aktuellen Portfoliowert geteilt durch den Barwert des finanziellen Ziels.

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